Auf dem freien Areal soll ein zukunftsfähiges und innovatives gemischtes Quartier entstehen. Dafür werden interessante Ideen und Konzepte aus dem urbanen Raum auf Bisingen übertragen und angepasst. Das Maute Areal wird ein Quartier mit überörtlicher Strahlkraft.
Im Rahmen der Neugestaltung des Maute Areal sollen verschiedene Nutzungen im Quartier abgebildet werden und ein qualitätsvoller Freiraum mit Aufenthaltsqualität entstehen.
Daher wird eine Mischnutzung mit öffentlichen Nutzungen (wie dem Rathaus und der Polizei) sowie unterschiedliche Wohnformen, kleinteiliger Nahversorgung und nicht störendem Kleingewerbe und Dienstleistungen vorgesehen.
Die Gebäudetypologien sind entsprechend ihrer Hauptnutzung gestaltet.
Im nördlichen Teil des Maute Areals orientieren sich die Einzelgebäude am baulichen Bestand.
Um der Kleinteiligkeit gerecht zu werden, befinden sich hier Reihen- und Doppelhäuser sowie Mehrfamilienhäuser sowie Wohn- und Geschäftshäuser. In Anlehnung an den Bestand haben die Häuser 2 Geschosse sowie ein Dachgeschoss und verfügen über ein Satteldach.
Im südlichen Teil des Maute Areals wurden die Gebäude in Anlehnung an die gewerbliche Vornutzung des Areals in Blockstrukturen geplant. Die Gebäudeblöcke haben 2 bis 3 Geschosse und zum Teil ein zurückgesetztes Dachgeschoss. Sie gruppieren sich um einen gemeinsamen Wohnhof.
Im Osten schaffen Reihenhäuser den Übergang zur Zollerstraße und der gegenüberliegenden Bestandsbebauung. Das Rathaus ist gemeinsam mit einem geplanten Hotel ebenfalls in einer Blockstruktur und öffnet sich zur Bahnhofsstraße und zum neuen Rathausplatz hin.
„Dort wo früher Beton war, holen wir den Wald und das Grün, die Urlandschaft, zurück.“
Roman Waizenegger
Bürgermeister
Das Büro Freiraumplanung Sigmund Landschaftsarchitekten GmbH aus Grafenberg hat im ersten Halbjahr 2023 ein Grobkonzept für die Freiraumplanung auf dem Maute Areal erarbeitet.
Auf dem Maute Areal werden zwei zentrale Plätze realisiert: Der Rathausplatz mit einem eher repräsentativen Charakter und der Quartiersplatz mit einem großen Kinderspielplatz, Aufenthaltsqualität und einem eher grünen Charakter.
Neben den beiden großen Plätzen soll auch ein kleineres „Nachbarschaftsplätzle“ entstehen, welcher über die „Maute-Allee“ (Name noch nicht fixiert) mit dem Quartiersplatz verbunden wird.
Der messbare Temperaturunterschied zwischen Parks und asphaltierten Plätzen kann bis zu 5°C betragen. Der wahrgenommene Temperaturunterschied ist sogar noch höher und kann, bedingt durch eine erhöhte Luftfeuchtigkeit unter den Bäumen, mehr als 10°C sein. (Quelle: baumbad.de)
Der vorgestellte Grobentwurf des Büro Sigmund sieht vor, dass viele Bäume auf dem Maute Areal in einer Art ordnendem Raster gepflanzt werden und das Areal sowohl gliedern als auch mit ausreichend Schatten versorgen.
Der Freiraum im Maute Areal soll sich an dem gewerblichen Flair des aktuellen Gebäudebestandes orientieren. Dies wird durch eine starke Geometrisierung und Symmetrien in der Gestaltung umgesetzt. Als Gegenpol zu den stark geometrisierten Formen könnte ein „Experimentierfeld“ mit weichen Formen, Grün und Spielgeräten vorgesehen werden. Eine textilorientierte Gestaltung könnte an die Geschichte der Firma Maute erinnern. Ergänzend sollen die vorhandenen Materialien (Klinker, Säulen, Fenstergliederungen) von den bestehenden Gebäuden in Teilen verwendet werden.
Im Sinne des Leitsatzes „Prima Klima“ wird unabhängig von den gestalterischen Themen auf eine ausreichende und intensive Begrünung geachtet.
Die privaten Wohnhöfe sollen gemeinschaftlich von den Bewohnern entwickelt werden.
Die ausführlichen Ergebnisse des Freiraumkonzeptes können nach ihrer Veröffentlichung (voraussichtlich September 2023) hier eingesehen werden.
Bisingen, ebenso wie andere Städte und Gemeinden, wird zukünftig noch viel mehr mit den Folgen des Klimawandels wie Hitze oder Starkregen zu kämpfen haben. Die Freiraumgestaltung auf dem Maute Areal soll ein gutes Stadtklima fördern und die Klimaanpassung unterstützen. Die Freiraumgestaltung macht sich in diesem Zusammenhang verschiedene Effekte zu Nutze:
Durch die Verwendung von Dachbegrünung wird das Aufheizen von Oberflächen vermindert und Niederschlagswasser zurückgehalten.
Bäume sorgen für die natürliche Verschattung und Kühlung im Sommer. Unter einem Baum kann die Temperatur bis zu 3°C niedriger als in der Umgebung sein.
Ein Kühlungseffekt wird auch durch die Teilentsiegelung von Parkierungsflächen erwirkt. Außerdem wird auf diese Weise der Abfluss von Regenwasser unterstützt.
Allgemein hat Wasser einen Kühlungseffekt durch die Verdunstung. Wasserflächen oder Anlagen wie Springbrunnen oder Vernebler könnten die Aufenthaltsqualität auf den Plätzen unterstützen.
Helle Oberflächen und Fassaden heizen sich weniger auf und speichern weniger Wärme.
Zur Bewältigung und dem Umgang mit Starkregen verfolgt das Maute Areal Ansätze aus dem „Konzept der Schwammstadt“. Das Quartier kann wie ein Schwamm Wasser aufnehmen und dosiert abgeben. Die Begrünung im Areal sorgt dafür, dass Regenwasser am Ort des Niederschlags zurückgehalten und zur Verdunstung gespeichert werden kann. Auf diese Weise werden Spitzenabflüsse gedämpft und eine Belastung der Kanalisation vermieden. In Trockenperioden wird das öffentliche Grün mit dem gespeicherten Wasser bewässert.
Zur Beurteilung der Starkregenbetroffenheit des Maute Areals hat die Gemeinde eine Starkregengefahrenkarte anfertigen lassen.
Im Jahr 2022 wurde ein Energiekonzept für das Maute Areal von der Firma EBöK aus Tübingen erarbeitet. Ziel ist, das Maute Areal möglichst „klimagerecht“ zu gestalten. Im Rahmen des Energiekonzeptes wurde unter anderem der zukünftige Energieverbrauch errechnet und stellt dar, ob und in welcher Art und Weise eine zentrale Versorgung aufgebaut werden kann. Die energetische Bewertung erfolgte auf Basis des städtebaulichen Entwurfs.
Den geplanten Gebäuden wird eine gute Kompaktheit bescheinigt, sodass eine gute Sonneneinstrahlung und Belichtung der Wohnungen und Gewerbeflächen gegeben ist. Zur aktiven Solarenergienutzung eignen sich die Dachflächen aller untersuchten Gebäude, insbesondere die mit südlicher bzw. südwestlicher Ausrichtung. Eine mehrseitige Belichtung ist durch angepasste Wohnungsgrundrisse gegeben.
Effizienzhausstandard EH40 als verbindlichen Mindeststandard für alle Gebäude
Dachflächen werden für die Stromerzeugung mit PV-Anlagen genutzt (Gebäude werden dementsprechend zugeschnitten)
Parkplätze mit aufgeständerten PV-Anlagen überdacht
Wärmeversorgung mittels kalter Nahwärme mit Erdwärmesonden
Kalte Nahwärme zählt zu den Erneuerbaren Energien. Als Erneuerbare Energie werden die Energiequellen bezeichnet, die unbegrenzt zur Verfügung stehen, oder die sich zumindest relativ schnell wieder regenerieren. In einem kalten Nahwärmenetz wird die dem Erdreich entzogene Wärme auf einem Temperaturniveau von 2-12°C an die Verbraucher verteilt. Bei den Verbrauchern erzeugt je eine Wärmepumpe nutzbare Wärme auf dem benötigten Temperaturniveau.
Die Wärmeversorgung mittels kalter Nahwärme mit Erdsonden wird weiterverfolgt. Es werden Probebohrungen durchgeführt und nach einem passenden Standort gesucht.